Peter Hromek

Peter Hromek

Fragen an Peter Hromek – Holzbildhauer aus Sinntal-Schwarzenfels Herr Hromek, wie hat Ihre persönliche Reise in die Welt der Holzbildhauerei begonnen? Alles Tun hat eine lange Geschichte. Auch wenn man denkt, dass vieles keine Rolle spielt, laufen die Fäden des Lebens alle irgendwann zusammen. Die Einladungen als Kind bei einem gewissen Herrn Stracke in seine Werkstatt waren vielleicht die zarten Anfänge meiner handwerklichen Entwicklung. Das Zusammentreffen mit Menschen, die sich einiges zutrauten, waren wohl die wichtigsten Stufen. In der ehemaligen Tschechoslowakei waren die Leute immer auf ihr können angewiesen. Ich war in der Grundschule ein Versager, meine Feinmechaniker Lehre absolvierte ich hingegen mit Auszeichnung. Mein gleichaltriger Freund Tony, der mit mir nach Deutschland geflüchtet war, hat in dieser Hinsicht vor nichts Halt gemacht. Das hatte er wiederum von seinem Vater mitbekommen. Sein Tun animierte mich einfach nur dazu, mir auch was zuzutrauen. Und ich traute mir zu, Musikinstrumente zu bauen ohne Werkstatt in einer WG, wo jeder nur ein Zimmer hatte. Ich hatte nie gezweifelt: Kann ich das? Sind die richtigen Voraussetzungen gegeben? Es ging gleich los, learning by doing … Bevor ich mit dem Drechseln anfing, war ich 10 Jahre lang als autodidaktischer Gitarrenbauer unterwegs. Leider war ich nicht gerade bewandert mit Verkaufsstrategien und habe irgendwann dieses Kapitel mit einer Buchveröffentlichung als einer Anleitung zum Selbstbau von Gitarren beendet. 1986 hatte ich über ein Inserat eine kleine, aber solide Tischdrechselbank erworben. Obwohl ich von Drechseln keine Ahnung hatte, war ich nun darüber begeistert, dass man mit fast jedem Holzstück, egal trocken oder frisch, was anfangen konnte. Da meine ursprüngliche Ausbildung auf Metall ausgerichtet war (Feinmechaniker), drechselte ich zunächst so, wie es bei der Metallbearbeitung üblich ist. Drechseltechniken waren mir völlig unbekannt. Trotzdem war es innerhalb von zwei Woche klar, dass es meine nächste Passion werde würde. Die Anfänge waren dann doch nicht so einfach, da ich keine Vorbilder hatte und wollte auch mehrmals aufgeben. Aber es sollte doch anders kommen. Es ließ mich nicht los weiter zu machen. Nach und nach bekam ich mehr Ahnung davon, wie Drechseln eigentlich geht, wie man mit dem Material Holz umgeht und es wurde mir bewusst, dass es mit sehr viel praktischer Übung verbunden ist. Allmählich fing ich an, meine Produkte – Schalen, Vasen, Dosen, auf Kunsthandwerkermärkten zu verkaufen. In den Anfängen arbeitete ich zusätzlich in einem Restaurant in der Küche. Was hat Sie ursprünglich nach Sinntal-Schwarzenfels geführt – und was hat Sie dazu bewogen, hier zu bleiben? Ich war in tschechischer Provinz ländlich aufgewachsen und nach etwa 14 Jahren in Frankfurt zog es mich wieder auf’s Land. So bin ich mit meinen Wohngemeinschaftsfreunden in der Bergwinkelregion gelandet. Nach einigem Hin und Her erwarb ich ein Haus in Sinntal-Schwarzenfels. Ich konnte mir hier endlich eine Werkstatt einrichten. Später hatte ich mir überlegt, dass ich in einer Stadt wie Frankfurt mit meinem neuen Beruf als Drechsler-Kunsthandwerker hätte gar nicht über die Runden kommen können. Hohe Mieten und extra Werkstatt hätte ich mir nicht leisten können. Welche Holzarten bevorzugen Sie – und warum? Für meine heutigen Gefäße, die eher skulpturalen Charakters sind, benutze ich einheimische Hölzer wie Ahorn, Walnuss, Eiche. Eibe und alle Arten von Obstbäumen. Wie entsteht eine Ihrer Skulpturen? Die Mehrachsig gedrechselten Gefäßskulpturen sind hochkomplex. Sie werden am Reißbrett entworfen, aber meine Frau sagt, wenn man sie fertig sieht, wirkten sie so organisch in ihren fließenden Formen und strahlen eine starke Sinnlichkeit aus. Sie verkörpern eine Lust an Berührung, es umgibt sie eine fast erotische Aura. Sie sind zum Hinknien in ihrer Schönheit, Ruhe und Klarheit – eine Ausstrahlung, die einen verstummen lässt. Die Techniken, die ich mir als Autodidakt nach Jahren angeeignet hatte, brachten Ideen mit sich, die den Rahmen des Gewohnten im Drechselhandwerk sprengten. Mehrachsiges Drechseln hatte ich natürlich nicht erfunden. Die Weise jedoch wie ich es einsetzte, ist einzigartig. Ich erhielt zahlreiche Auszeichnungen im Inland aber auch international, wurde eingeladen zu Symposien innerhalb Europas aber auch in die USA und Australien. Ich unterrichtete in Drechselkursen. Ihre Werke strahlen eine tiefe Naturverbundenheit aus – was bedeutet die Natur für Ihre Kunst? Ich würde mich als jemanden bezeichnen, der mit der Natur verbunden ist und der von der Natur inspiriert ist. Wenn man als Drechsler tätig ist, eignet man sich automatisch Wissen über Bäume, Sträucher und deren Holz an. Sehen Sie sich als Künstler oder Handwerker? Es ist schwierig zu sagen, ob ich mich als Künstler oder Handwerker sehe. Es fiel mir zunächst nicht leicht, aus dem gewohnten Herstellen von Gefäßen, die funktional sind, auszusteigen. Ob es dann Kunst ist, weil die Funktionalität nicht oder nur teilweise vorhanden ist, liegt in der Begrifflichkeit des Betrachters. Welche Rolle spielt die Region für Ihr Schaffen? Wie schon erwähnt, das ländliche Leben war und ist für mich überhaupt die Voraussetzung, das ich mich in der Selbständigkeit behaupten kann. Darüber hinaus bietet es uns eine elementare Verbindung mit der Natur. Gibt es ein Werk, auf das Sie besonders stolz sind? Natürlich bin stolz auf einige meiner Arbeiten. Es sind diejenigen, die das „Normale“ hinter sich gelassen haben. Die, die den Betrachter überraschen und staunen lassen, wie so etwas überhaupt möglich ist. Oft werde ich gefragt, aus welchem Material diese Skulpturen sind, obwohl man dicht vor ihnen steht und sehen müsste, dass es sich um Holz handelt. Irgendwann ist mir klar geworden, dass man diese Formsprache eher mit Keramik in Verbindung bringt und Holz irritiert das Auge. Was wünschen Sie sich für die Zukunft Ihrer Arbeit? Was trägt uns – Offenheit – Neugierde – Wissen weitergeben zu können - die Liebe. Seit einigen Jahrzehnten lebe ich mit meiner Frau Ellen in einem offenen Haus, lachend das Alter umarmend, bleibe neugierig und so geht diese Reise hoffentlich noch weiter.